soziale Netzwerke
Freud und Leid der sozialen Netzwerke
Ich bin, also muss ich auf mich aufmerksam machen...
Das ist verständlich, denn wir Menschen sind nun einmal soziale Lebewesen, die in Rudeln, Clans, Teams, Gangs zusammengehören und sich gerne auch so fühlen.
Nicht einsam verloren sein, sondern von der Gemeinschaft getragen und geachtet, das ist das Ziel. Das liegt uns wohl noch in den Genen, aus den Zeiten, als wir auf das Feuertier angewiesen waren. jahrhundertelang gab es Großfamilien, in der man einander half.
Dann gab es wohl mit dem Beginn der großen Städte und Zerschlagung der Großfamilie eine Tendenz der Vereinsamung.
Wer sich nicht in einen Verein retten konnte, traf sich wenigstens in der Kneipe an der Ecke zum Darten oder Ähnliches,
damit das soziale Gefühl bestärkt wird.
Denn fühlen wir uns wirklich einsam, laufen wir extrem Gefahr, psychisch zu erkranken.
Das aufstrebende Internet hat ab einem bestimmten Punkt das Interesse der normalen Menschen gefunden, weil sie plötzlich zu vertretbaren Kosten und Mühen mit anderen Verbindung aufnehmen konnten.
Ging mir vor Jahren doch selbst auch so: Nach der Arbeit schnell nach Hause, AOL angeworfen und auf den Satz der Lady gewartet:
"Sie haben Post !"
Plötzlich fühlte man sich besser, man lernte Menschen kennen, die man nieeee sonst kennengelernt hätte und zeigte sich meist von der besten, wenn auch nur virtuellen Seite.
Ungeahnte Kontakte/Kontaktmöglichkeiten brechen über uns herein.
Virtuelle Liebschaften bahnen sich den Weg in die Realität. Menschen mit Einstellungen und Hobbys, die man regional nie hätte so ausleben können, finden endlich die ersehnten Plattformen.
Es sei denn, gerade auf dem Gebiet der Erotik, gerät man oft an Fakes. Aber das ist eine andere Geschichte.
Chatten und mailen und posten -was das Zeug hält. Das Internet wurde immer beliebter. Es erobert die Massen und mailen, chatten gehört zum guten Ton.
"Sie haben Post"
Die ersten sozialen Netzwerke entstehen:
Plötzlich kann man sich super so darstellen, wie man gesehen werden möchte. Wo man zugerechnet werden möchte.
Kann sich mit anderen verknüpfen-verbrüdern-ist endlich Teil einer Gemeinschaft. Es bricht in die letzten Bastionen der spießigsten Familie ein:
Netzwerke wie: "wer kennt wen" sind stubenrein geworden.
Wie sie auch alle heissen, ob myspace, studivz, Habbo (für Kiddis), Xing, multiply, lokalisten, groops, facebook, bebo, meinvz
Man kann sich eine bzw. seine Familie aufbauen.
Mit allen Vor-und Nachteilen und den kleinen und grossen oft verkannten Gefahren.
Denn viele Mitglieder von den neuen grossen Netzwerken gehen sehr freizügig mit Informationen um.
Und wissen nicht, was mit Ihren Daten, Bildern, Videos, Beiträgen und Freundeslisten-Verknüpfungen wird. Wer darauf Zugriff hat, mit welchen Rechten. An wen Daten verkauft werden, wo Daten verwendet werden zu zielgruppengeführter Werbung.
Aber nicht nur die Betreiberfirmen haben manchmal ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Datenschutz. Denn sie müssen ja mehr oder weniger in die Gewinnzone kommen. Und womit können die Betreiber punkten: Mit Daten!!! Natürlich. Also wird der Rohstoff auch mehr oder minder geschickt und flexibel vermarktet. Der Nutzer merkt es an einer immer exakter, auf seine Umwelt und Interessen zugeschnittene Werbung und oft individuelle Preise.
Dann geben sie den offiziellen Diensten (Geheimdienste, Polizei, Finanzbehörden) gedeckte Zugriffe. So kommen lokale Regierungen an internationale Datenbestände.
So kann man ganze Gruppierungen gezielt beobachten, besonders wenn sie irgendwelche Ereignisse kritisch gegenübergestellt sind.
Mittlerweile verlangen einige Netzwerkbetreiber zwanghaft den bürgerlichen Vor-und Zunamen, und dass man ihn auf Verlangen mit den notwendigen Personaldokumenten legitimieren muss !!!!!!!
Bei Verwendung von Pseudonymen dagegen wird mit der Löschung gedroht.
Nun schützt aber leider auch nicht mehr ein fantasievoller(loser) Netzname mehr davor, von bestimmten Interessenten identifiziert zu werden.
Programme zur automatischen Bild-und Gesichtserkennung machen dies möglich, die mittlerweile ziemlich erschwinglich geworden sind.
Die Folge davon: Man ist nur wenige Klicks davon entfernt, ganz schön verdattert dazustehen. Einige zusammengezogene Akten(Dateien) mit zahllosen, scheinbar belanglosen Einzelinformation entstehen, aufgepeppt mit Bildern von zB:
#Komasaufen
#Demo gegen Datenvorratsspeicherung
#Toms letzter Party mit der halbnackten Lola auf dem Schoß
Wer sich auf jeden Fall dafür interessieren könnte, sind Neider, zukünftige pingelige Arbeitgeber, politische Konkurrenten...
Dies soll nicht bedeuten, dass man nicht Farbe bekennt, wofür man steht und was man gut findet.
Es soll aber bedeuten, dass man vorsichtiger mit Daten, gerade den eigenen umgehen sollte. Es wird immer öfters vorkommen, dass Arbeitgeber Kündigungen aussprechen, weil sie sich in Netzwerken verleumdet sehen, oder mit dem Privat & Nachtleben, sowie sonstiges Verhalten nicht einverstanden sind.
Bedauerlicherweise sind oft auch noch nach Jahren (für das Internet eine lange Zeit) Einträge vorhanden. Auch nach der vermeintlichen Löschung und dem Rückzug aus den Communitys.
Schlimm wirds aber erst, wenn man Daten über sich löschen oder verändern will oder Bilder entfernen.
Da kann man bei einigen Betreibern feststellen, dass das absolute Löschen aus den Beständen der Daten kaum möglich ist (geht nicht um das sichtbare Profil).
Auch erhalten Betreiber unterschiedliche Nutzungsrechte an den Bildern.
Ich möchte keinem den Spaß an Netzwerken verderben, sondern nur erreichen, dass etwas genauer gelesen wird, was in den AGB´s steht.
Oder dass der Betreiber mal gefragt wird:
Hey, was wird mit meinen von mir erzeugten und meinen persönlichen Daten. Gehören die mir-oder Dir?
Wo liegen die Daten? In welchen Land? Welches Datenschutzgesetz greift? Wie sicher sind die Daten dort gegen Hacking? Warum muss ich mich unverschlüsselt anmelden mit persönlichen Daten?